Der Begriff „degustieren“ bedeutet so viel wie probieren. Und um nichts anderes handelt es sich auch. Wein trinken soll in erster Linie Freude machen, und man soll ihn mit allen Sinnen genießen. Jeder kann ohne Vorwissen Wein probieren und beurteilen. Dennoch ist es hilfreich zu wissen, worauf man beim Wein probieren achten kann, um für sich selbst zu erkennen, warum ein Wein schmeckt, sich darüber mit anderen austauschen zu können und das nächste Mal beim Weinhändler zu wissen in welche Richtung man sich weiter durch die weite Welt der Weine probieren möchte. Ob einem ein Wein schmeckt oder nicht, hängt dabei von folgenden Kriterien ab:
Optischer
Eindruck
Sicherlich, die Farbe eines Weins hat keinen Einfluss auf den Geschmack. Jedoch
spiegelt sie durchaus lustvoll Informationen wieder. Tageslicht und ein heller
Hintergrund – zum Beispiel ein weißes Blatt Papier – lassen die Farbe des
Weines besser zur Geltung kommen. Farbtiefe: Ein Wein der tiefrot oder kräftig
goldgelb ist, macht doch schon im Auge einen besseren Eindruck, als ein Wein
mit blasser, unscheinbarer Farbe. Farbton: ist ebenfalls wichtig. Er lässt
Hinweise auf das Alter des Weines (je mehr es in Richtung Brauntöne geht, umso
reifer ist z.B. ein Rotwein) und auch auf die Art des Ausbaus zu.
Geruch
Das zu etwa einem Drittel mit Wein gefüllte Glas wird kreisförmig geschwenkt.
So lösen sich die Geruchsmoleküle aus der Flüssigkeit. Dann senkt man die Nase
ins Glas und atmet den „Duftnebel“ ein – das mit Aromastoffen gesättigte
Luftvolumen oberhalb des Weinspiegels. Es sollte darauf geachtet werden, dass
alle „störenden“ Gerüche ausgeschaltet sind, z.B. Nikotingeruch, Essensgerüche,
intensive Parfümnoten etc., denn all dieses beeinflusst das Duftempfinden. Die
flüchtigen Duftmoleküle nimmt man am besten wahr, wenn man den Weinduft mit einem
langsamen, tiefen Atemzug aufnimmt. Auf diese Weise kann er sich in der Nase
ausbreiten. Wie beim Obst ist der Zucker ein Aromaträger, daher duften trockene
Weine etwas schwächer. Die Obstaromen bei Rotweinen erinnern an Beerenfrüchte,
Kirschen oder Pflaumen. Weitere Aromen-Gruppen: Blüten, Blätter, Gräser,
Gemüsesorten bis hin zu Baumarten oder Gewürzen. All diese Duftnuancen werden
als die Blume oder als Bouquet bezeichnet.
Geschmack
Beim Beurteilen des Geschmacks wird wie folgt vorgegangen: Man nimmt etwas Wein
in den Mund und lässt ihn über die ganze Zungenoberfläche rollen, damit er mit
möglichst vielen Geschmackspapillen der Zunge in Berührung kommt. Der Wein darf
dabei ruhig geschlürft werden. Die durch das Schlürfen bewirkte
Sauerstoffzufuhr verdeutlicht die Sinneseindrücke. Anschließend wird der Wein „gekaut“,
damit er sich gleichmäßig im Mund verteilt. Die endgültige Beurteilung kommt,
wenn die flüchtigen Bestandteile des Weines in die obere Nasenhöhle aufsteigen.
Bei der Geschmacksbeurteilung unterscheidet man zwischen der gerade
beschriebenen Geschmacksempfindung, dem Nachgeschmack und dem aromatischen
Abgang.
Abgang
Hat man nach dem Schlucken eine andere Empfindung als vorher, dann liegt ein
Nachgeschmack vor. Eine andere Art des Nachempfindens ist der geschmackliche
Nachklang, der aromatische Abgang. Bemerkt man nach dem Schlucken des Weines
immer noch einen intensiven, anhaltenden und gleichen Geschmack wie vorher,
dann werden die Sekunden gezählt. Klingt der Wein etwa vier Sekunden nach, ist
der Abgang kurz. Klingt er acht Sekunden nach, wird dies als guter Abgang
gewertet, und klingt er sogar zwölf oder mehr Sekunden nach, spricht man von
einem langen Abgang.
Allgemeine Tipps und Hinweise beim Degustieren:
Wichtig ist eine geordnete Reihenfolge, zuerst die leichteren Weißweine vor den eher schwereren, um so wirklich auch den „kleineren“ eine faire Beurteilung zu gewährleisten. Selbstverständlich gilt das gleiche für die Rotweine.
Zwischen den einzelnen Weinproben sollte der Mund öfters durch den Verzehr von etwas Brot oder durch ein Glas Wasser neutralisiert werden.