Verschlüsse

Übersicht A B C D E F G H I J K L M N O Ö P Q R S T U Ü V W Z

Der klassische Naturkorken gilt seit jeher als idealer Verschluss für Weinflaschen. Jahrhundertelange Erfahrungen mit dem Reifeverhalten hochwertiger Weine bestätigen seine Eignung.

Doch das in jüngerer Vergangenheit vermehrte Auftreten von Korkfehlern, die einen Muffton im Wein nach sich ziehen, der ihn ungenießbar macht, hat eine Debatte über alternative Verschlüsse ins Rollen gebracht. Mittlerweile werden nur noch etwa 60% der weltweit produzierten Weine mit Kork verschlossen. Und auch in Österreich sind es bereits über 50% der Weine, die mit Alternativverschlüssen bestückt werden.

Nicht alle Arten von Verschlüssen eignen sich jedoch für alle Weinstile und nicht nur Traditionalisten schimpfen über unausgereifte Verschlussmethoden, die der Weinqualität schaden. Die folgenden Informationen über die wichtigsten gängigen Weinverschlüsse sollen Ihnen einen Überblick über deren Vor- und Nachteile verschaffen:

Naturkorken

Hergestellt wird der Naturkorken aus der Rinde der Korkeiche. Die Bäume sind erst über 45 Jahre nach der Anpflanzung für die Produktion von Flaschenkorken geeignet und nach jeder Schälung sollten etwa 10 Jahre vergehen, bevor weiteres Kork-Material entnommen wird, damit sich die Rinde regenerieren kann. Aufgrund des Nachfrage-Booms der vergangenen Jahrzehnte wurde dieser Schälzyklus jedoch oft unterschritten und auch im Bereich der Produktion taten sich Missstände auf, was letztendlich zu einem Anstieg der durch Kork ausgelösten Weinfehler beigetragen hat. Die Ursachen des „Korkschmeckers“, der auf der chemischen Substanz TCA (Trichloranisol) beruht, sind jedoch vielfältig und oft schwer zu bestimmen. Dank umfangreicher Forschungsprojekte und Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigen, wurde die rasante Zunahme der Fehlerquote bei Naturkorken immerhin gebremst, auch wenn noch keine verlässliche Methode entwickelt werden konnte, um die Korkfehler völlig auszuschließen. Doch in gesundem Zustand bleibt der Naturkork in seiner Eignung unübertroffen und vereint alle Voraussetzungen, die ein Weinverschluss erfüllen muss: Er ist elastisch, luftundurchlässig, geschmacksneutral und besitzt eine sehr lange Lebensdauer (bis ~50 Jahre). Für hochwertigste Weine, die für eine gewisse Lagerzeit bestimmt sind, wird der qualitätsbewusste Winzer auch in Zukunft zum altbewährten Naturkorken greifen.

Presskorken / Agglomeratkorken

Sie stellen eine preislich günstigere Alternative zum klassischen Naturkorken dar. Bei der Produktion werden Korkpartikel oder Korkgranulat mit Hilfe von Bindemitteln zusammengehalten und in Form eines Korkens gepresst. Auch hier können Korkfehler auftreten, zusätzlich besteht die Gefahr, dass die verwendeten Bindemittel weitere Beeinträchtigungen der Weinqualität nach sich ziehen. Bei einer verbesserten Variante dieser Verschlüsse werden an beiden Enden des Agglomerats echte Korkscheiben angebracht, so dass der Wein nur mit dem Naturkorken, nicht aber mit den Bindemitteln in Kontakt kommt.

Kunststoffkorken

Diese Verschlussart kam Anfang der 1990er Jahre in Mode. Sie gab Anlass zur Hoffnung, eine zweckmäßige Alternative zum Naturkork zu werden und gleichzeitig beim Verbraucher auf hohe Akzeptanz zu stoßen. Die Stöpsel, die meist aus einer Gummi- oder Teflon-Mischung hergestellt werden, können einem Naturkork recht ähnlich sehen, es gibt sie aber auch in farbigen Ausführungen. Die Kunststoffkorken werden ebenso wie ihre natürlichen Pendants auf traditionelle Weise mit einem Korkenzieher aus der Flasche herausgezogen. Dieses Zeremoniell, das viele Weinliebhaber schätzen und bei anderen Weinverschlüssen wie beispielsweise dem Schraubverschluss vermissen würden, gilt für viele Winzer als wichtiges Argument bei der Wahl der Verschlussart. Mit steigenden Erfahrungswerten zeichnet sich mittlerweile aber leider immer deutlicher ab, dass der Kunststoffkork wesentliche Nachteile mit sich bringt: Chemische Reaktionen, die durch den Kontakt zwischen Korken und Wein ausgelöst werden sowie eine hohe Sauerstoffdurchlässigkeit der Korken, die sich nach spätestens 2-3 Jahren einstellt, bewirken, dass der Wein schneller oxidiert und somit vorzeitig altert. Bei Verkostungen wurde festgestellt, dass hochwertige Weine, die mit einem Naturkork viele Jahre lagerfähig wären, bereits nach 2 Jahren welk und müde wirkten. Auch der Einsatz von Weichmachern bei der Produktion dieser Kunststoffprodukte sorgt für Skepsis bei Verbraucherschützern. Zudem ist nicht auszuschließen, dass ein Korken aus Kunststoff Geschmacks- und Duftstoffe an den Wein abgibt. Trotzdem: Sollten Sie einen Wein mit einem Kunststoffkorken vor sich haben, so heißt das lange nicht, dass es sich um einen minderwertigen Wein handelt. Für gut gemachte Alltagsweine, die dafür bestimmt sind, innerhalb des ersten, spätestens zweiten Jahres nach Abfüllung getrunken zu werden, hat sich der Kunststoffkork als durchaus praktikabel and angemessen erwiesen.

Drehverschluss

Noch immer haften dem Drehverschluss starke Imageprobleme an, fühlen sich doch viele Verbraucher beim Anblick dieser Kapsel unweigerlich an einen billigen Tankstellen-Lambrusco erinnert. Doch das Bild auf dem Weinmarkt hat sich gewandelt: Mittlerweile werden viele hochwertige Weißweine mit Drehverschlüssen versehen. Aufgrund der Vorteile, die der Schraubverschluss bietet, halten ihn viele Winzer und Fachleute für die ideale Alternative zum Naturkork. Drehverschlüsse setzen sich aus zwei Bestandteilen zusammen: der Kappe aus einer Aluminium-Legierung sowie einer Einlage, welche die Dichtheit des Verschlusses garantiert. Das Material qualitativ hochwertiger Schraubverschlüsse ist reaktionsträge und kann viele Jahre lang halten. Versuche haben bestätigt, dass sowohl Rotwein als auch Weißwein über 30 Jahre hinweg in einem guten Zustand gehalten werden können. Gegenstimmen argumentieren zwar, dass die winzigen Mengen an Sauerstoff, die bei einem Naturkork in die Flasche eindringen können, für die Alterung von Rotweinen von großer Bedeutung wären und insofern die vollkommene Dichte eines Schraubverschlusses der Qualität abkömmlich sei. Dieses Argument ist jedoch wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Es gibt Hinweise darauf, dass Rotwein durchaus sehr gut und sehr lange in Flaschen mit Drehverschluss altern kann, doch erst Langzeitversuche werden diese Frage endgültig klären können. Zumindest bei Weißweinen gilt aber schon jetzt, dass kein Konsument mehr vor Schraubverschlüssen zurückschrecken muss. Natürlich gibt es nach wie vor einige schwarze Schafe unter den Weinflaschen mit Schraubverschluss, doch ein wachsender Teil dieser Weine verspricht höchsten Genuss – und das garantiert korkfrei!

Sonstige Verschlussarten

Im Kampf gegen den „Korkschmecker“ wurden viele weitere alternative Methoden zum Verschluss von Weinflaschen mit mehr oder weniger Erfolg entwickelt und erprobt. Glaskorken, Kronkorken, verschiedenste Formen von Plastikverschlüssen sowie eine Reihe ausgetüftelter Verschlüsse aus Materialkombinationen sind auf dem Markt erhältlich.

Ziel aller Verschlussarten ist es, den Wein vor Sauerstoff zu schützen, ihn nicht in seinem Geschmacksbild zu verändern und den erwünschten, natürlichen Alterungsprozess des Weins zu gewährleisten.

Welche Verschlussarten sich langfristig durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Im Moment scheint der Schraubverschluss die beste Alternative zum Naturkork darzustellen. Der Naturkork selbst jedoch ist nach wie vor unübertroffen in seiner Beschaffenheit und Eignung als Weinverschluss. Man kann nur hoffen, dass sich mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und durch den sorgsamen Umgang mit dem Naturprodukt Kork in Zukunft die Rate der fehlerbehafteten Korken auf ein Minimum reduzieren lässt.

Newsletter:
Angebote & Tipps...

sowie wertvolle Informationen rund um das Thema Wein bequem per E-Mail.

Kontakt:
Schreiben sie uns...

und geben Sie uns Ihr Feedback oder stellen Sie Ihre Fragen zu und rund um Vinorama.

Jetzt Vinorama kontaktieren

Teilen

Teilen Sie mit Ihren Freunden diese Seite von Vinorama!

Vinorama - Auf Facebook teilenVinorama - Auf Google+ teilenVinorama - Auf Twitter teilen