Spanien
Anbaufläche: 1,2 Mio. ha
Jahresproduktion (ø): 43 Mio. hl
Der Weinbau in Spanien
Der Weinbau spielt in Spanien eine wichtige Rolle, denn das Land hat
die größte Rebanbaufläche der Welt. Hinsichtlich der Erzeugung liegt es aber
hinter Italien und Frankreich an dritter Stelle, Grund dafür ist die wegen der
Sommerdürre vorherrschende sehr geringe Pflanzdichte (der ausgedörrte Boden
kann nicht so viele Reben versorgen wie darauf Platz hätten). Die Anbauflächen werden von etwa 150.000 Winzern in knapp 5.000 Bodegas (Weingüter) und Abfüllbetrieben bewirtschaftet.
Das von mächtigen Bergketten durchzogene Weinland ist geprägt von
großen geographischen Gegensätzen. Es umfasst den feuchten und gebirgigen
Norden und das trockene, zentrale Hochland mit strengen Wintern und heißen
Sommern, während Andalusien im Süden mit seinen milden Wintern das übrige Jahr
hindurch nur Sonnenschein kennt. Diese geographische Vielfalt bringt eine
ebensolche Vielfalt an Weinen hervor.
Alte Geschichte
Seit ca. 4000 v. Chr. wird in Spanien Weinbau betrieben. Um
1100 v. Chr. gründeten die Phönizier die Stadt Cádiz an der Südküste Spaniens
und betrieben in verstärktem Maße Weinbau. Nach den Phöniziern kamen die
Karthager und setzten die Weinbautradition fort, ihnen folgten die Römer.
Als Proviant für die römischen Soldaten kam der Wein bis in
das Loire-Tal, die Bretagne, die Normandie und nach England.
Neuere Geschichte
Ab der Mitte des 19.Jhdts. war der spanische Weinbau zu
großen Veränderungen gezwungen, zunächst durch den Echten Mehltau, dann durch
die Reblaus. In den 1860er Jahren kamen die Franzosen, die schon 10 Jahre
vorher unter dem Echten Mehltau zu leiden hatten, und suchten nach Ersatz für
den knapp gewordenen französischen Wein. Rioja und Navarra, die beiden
nächstgelegenen Weinbaugebiete, profitierten am stärksten vom Zustrom
französischer Einflüsse und Erfahrungen. Die Barrica, das heute in ganz Spanien
gebräuchliche Eichenfass, wurde damals aus Bordeaux eingeführt.
Die Reblaus trat in Spanien erstmals in Malaga auf und
vernichtete die Lebensgrundlage von tausenden Winzern, die daraufhin in Scharen
nach Südamerika auswanderten; Malagas Weinbau hat sich nie wieder ganz erholt. 1894 fasste die Reblaus in Jerez Fuß und erreichte 1901
Rioja, doch um diese Zeit war zum Glück bereits das Pfropfen auf amerikanische
Unterlagsreben als Gegenmittel gefunden. Weinberge in ganz Spanien wurden neu bestockt, viele
einheimische Rebsorten sind seit damals ausgestorben.
Im Spanischen Bürgerkrieg 1936 / 39 wurden Weinberge
vernachlässigt und Weinbaubetriebe zerstört. Der Sieg der Nationalisten 1939
brachte Spanien unter General Franco politische Stabilität, doch die
wirtschaftliche Erholung wurde durch den 2. WK beeinträchtigt. Erst in den 1950er Jahren begann die Wiederbelebung im
Weinbau, unterstützt durch den Aufbau von Winzergenossenschaften.
Der Beitritt zur EU im Jahre 1986 brachte mehr Veränderungen
als die 90 Jahre zuvor. Internationale Flying Winemakers kamen nach Spanien,
private Weingüter übernahmen die Winzergenossenschaften, internationale
Rebsorten fassten Fuß, Bewässerung und Drahtrahmenerziehung hielten Einzug und
der Stil des Weins wurde auf den überall auf der Welt gefragten fruchtigen Typ
umgestellt.
Das spanische Weingesetz
Der Großteil der
besseren spanischen Weine wird mit einer Denominación de Origen (DO) abgefüllt,
die der französischen Appellation d'Origine Contrôlée (AOC) oder der
italienischen Denominazione di origine controllata (DOC) entspricht und gemäß
den Regeln des Office International du Vin (OIV) abgefasst wurde. Die ersten
Gebiete, die diese Herkunftsbezeichnung erhielten, waren Rioja im Jahre
1926, Jerez im Jahre 1933 und Málaga im Jahre 1937.
Jedes DO-Gebiet wird von einem Consejo Regulador überwacht,
einem Aufsichtsorgan unter dem Vorsitz von Delegierten, die vom
Landwirtschafts- und Handelsministerium ernannt werden.
Es gibt folgende Qualitätsstufen, die folgende Aufzählung beginnt bei der höchsten:
Vino de Pago
Die 2003 neu eingeführte Qualitätsstufe bezeichnet Weine aus
besonderen Einzellagen. Die Lage muss ein eigenes Mikroklima aufweisen, das sie
von ihrer Umgebung unterscheidet. Weiters muss sie traditionell dafür bekannt
sein, besondere Weinqualitäten hervorzubringen.
Ein Pago muss nicht unbedingt innerhalb eines DO- oder DOCa-
Bereiches liegen. Bisher wurden fünf Bereiche als Vino de Pago klassifiziert.
Denominación de
Origen Calificada (DOCa)
DOCa entspricht dem italienischen DOCG. Diese Klasse wird
nur an Weine aus herausragenden Bereichen vergeben, deren Produktion besonders
sorgfältig kontrolliert wird. Die Trauben müssen von eingetragenen Weinbergen
stammen, der Bereich muss zumindest zehn Jahre DO-Status besessen haben. Es
gibt eine strengere Auswahl der Rebsorten, niedrigere Ertragsgrenzen und
striktere Ausbau-Vorschriften. Die Weine müssen mehrere Jahre hintereinander gleich
bleibend hohe Qualität aufweisen. Die Weine dürfen nur in Flaschen als Erzeuger-Abfüllung
in den Handel kommen. Erst zwei Gebiete wurden bisher klassifiziert - Rioja
und das Priorat (Region Katalonien).
Denominación de
Origen (DO)
DO entspricht dem italienischen DOC und dem französischen
AOC. Das betreffende Gebiet muss zumindest fünf Jahre als „Vino de Calidad
Indicación Geográfica“ definiert gewesen sein. Die Trauben müssen aus dem
angegebenen Bereich stammen, der über ein „erhöhtes Prestige“ verfügen muss.
Die besonderen Eigenschaften müssen durch die geographische Herkunft bedingt
sein. Es muss eine „Consejo Regulador“ geben. 2008 gab es 65 klassifizierte
DO-Bereiche.
Vino de Calidad con
Indicación Geográfica (VCIG)
Ein Vino de la Tierra (Landwein) mit kontrollierter
Ursprungs-Bezeichnung. Vorbild ist die italienische Stufe IGT. VCIG ist die
Vorstufe zu DO.
Indicación Geográfica
Viñedos de España
Im August 2006 neu eingeführte Ursprungs-Bezeichnung für
Qualitätsweine besonderer Anbaugebiete. Diese darf für Landweine, Likörweine,
Weine aus überreifen Trauben sowie Perlweine verwendet werden, wenn sie aus als
Vino de la Tierra klassifizierten Gebieten kommen. Die Bezeichnung ist - auch
regional übergreifend - für elf autonome Regionen, die Balearen und die
Kanarischen Inseln möglich. In den vier Regionen Baskenland, Galicien,
Kastilien-León und La Rioja wird dies auf ausdrücklichen Wunsch der zuständigen
Regional-Regierungen nicht umgesetzt. Die Weißweine müssen zumindest 11% vol
Alkoholgehalt und 4 g/l Säure, die Rotweine zumindest 12% vol und 4 g/l
aufweisen.
Vino de la Tierra
(VdlT)
Entspricht der EU-Stufe Landwein. Ein Vino de Mesa mit Erwähnung „Vino de la
Tierra“ muss die geographische Herkunft und die verwendeten Rebsorten
ausdrücken. Ein Mindest-Alkoholgehalt ist definiert, es gibt eine sensorische
Prüfung. Auf dem Etikett muss Gebiet oder Gemeinde angeführt sein, zum Beispiel
„Vino de la Tierra de La Mancha“. Es gibt etwa 30 klassifizierte Zonen.
Vino de Mesa (VdM)
Entspricht der Stufe Tafelwein. Meist ein Verschnitt von Weinen aus
verschiedenen Regionen. Auf dem Etikett dürfen kein Jahrgang und keine
Ursprungs-Bezeichnung angeführt werden.
Traditionellerweise werden spanische Weine erst dann zum
Verkauf freigegeben, wenn sie trinkreif sind. Für jeden Weintyp ist genau
festgelegt, wie lange er im Holzfass bzw. in der Flasche reifen muss. Die
folgenden Vorgaben beziehen sich auf Rotweine, die Weißweine und Roséweine
müssen jeweils nur sechs Monate im Fass reifen und dürfen jeweils ein Jahr
früher in den Handel kommen.
-
Joven: Bezeichnung für einen Jungwein, der bereits im Jahr nach der Weinlese verkauft wird und nur kurz (maximal sechs Monate) oder überhaupt nicht im Fass gereift ist. Diese Weine sind für den sofortigen Verbrauch bestimmt.
-
Crianza: Dies bedeutet wörtlich „Erziehung“ (= Ausbau). Diese Weine müssen zumindest 24 Monate gereift sein, davon sechs Monate im Eichenfass und 18 Monate in der Flasche.
-
Reserva: Diese Weine müssen zumindest 36 Monate gereift sein, davon zumindest 12 Monate im Eichenfass und den Rest in der Flasche. Diese Bezeichnung ist aber ausschließlich DO- und DOCa-Weinen vorbehalten.
-
Gran Reserva: Diese Weine müssen zumindest 60 Monate gereift sein, davon zumindest 18 Monate (bis 2005 waren es 24) im Eichenfass und den Rest in der Flasche. Diese Bezeichnung ist DO- und DOCa-Weinen vorbehalten.
Unabhängig von den Bestimmungen für Crianza, Reserva und Gran Reserva gibt es Bezeichnungen, die abhängig von Alterung und Ausbauart verwendet werden dürfen:
-
Noble (18 Monate)
-
Añejo (24 Monate)
-
Viejo (36 Monate)
Anmerkung:
Im August 2009 wurde die EU-Weinmarktordnung mit grundlegenden Änderungen der Weinbezeichnungen und Qualitätsstufen gültig. Um den EU-Staaten Zeit für Umstellungen zu geben, gilt eine Übergangsfrist bis August 2011. Es gibt folgende neue Bezeichnungen bzw. Qualitätsstufen:
-
Vino - entspricht Vino de Mesa (dieser Begriff ist ab August 2011 verboten)
-
IGP = Indicación Geográfica Protegida (früher VdlT = Vino de la Tierra)
-
DOP = Denominación de Origen Protegida (früher DO, DOCa)
Angaben auf dem Etikett
abocado |
lieblich |
aguardient |
häufig gebrauchte Kurzbezeichnung für Tresterbranntwein (aguardiente de orujo) |
añejo, añejado por . |
alt, gealtert durch |
barrica |
Fass, Barrique |
blanco |
weiß |
bodega |
Weinkellerei |
bodeguero |
Besitzer einer Bodega |
brut |
sehr trocken, nur bei Schaumwein gebräuchlich, entspricht der französischen Bedeutung. |
cepa |
|
comarca |
Bezirk |
cosecha |
Jahrgang, bezeichnet auch das Rückenetikett |
criado por |
ausgebaut durch |
dulce |
süß |
elaborado por |
ausgebaut durch |
embotellado por |
abgefüllt durch |
espumoso |
Schaumwein |
generoso |
gespriteter Aperitif- oder Dessertwein |
rosado |
Rosé (Roséwein) |
SAT |
privatisierte Genossenschaftskellerei |
seco |
trocken |
semiseco |
halbtrocken |
tinto |
rot, Rotwein |
vendimia |
Weinlese |
viña |
Weinberg, Weinlage |
viñedo |
Weinberg, Weinlage |
vino |
Wein |
vino corriente |
Alltagswein |
vino de aguja |
Perlwein |
vino de pasto |
einfacher Tafelwein |
vino gaseoso |
Perlwein, billiger Schaumwein durch Versatz mit Kohlensäure hergestellt |
Rebsorten für spanische
Weine
Aus mehr als 250 Rebsorten (von
denen ca. 20 auch tatsächlich zu finden sind) werden Weine in den verschiedensten Stilen und Qualitäten
gekeltert. Obwohl Spanien eher als Rotweinland bekannt ist, sind 50 %
der Fläche mit weißen Rebsorten bestockt.
Spanien ist damit eindeutig der größte Weißweinhersteller der Welt.
Rote Sorten:
- Bobal
- Cabernet Sauvignon
- Cariñena (Carignan)
- Mencía
- Garnacha Tinta (Grenache)
- Graciano
- Mazuelo (Carignan)
- Merlot
- Monastrell (Mourvedre)
- Syrah
- Tempranillo
- Tinta Fina del Pais (Tempranillo)
- Tinto Fino (Tempranillo)
Weiße Sorten:
Die Weinbauregionen Spaniens
In Spanien gibt es
folgende Weinbauregionen:
Aragonien, Katalonien und Navarra im Nordosten, das Baskenland und Rioja im Norden Spaniens, Galicien im kühlen Nordwesten.
Extremadura liegt an der Grenze zu Portugal, Kastilien-León
nordöstlich von Madrid, La Mancha im Zentrum Spaniens und Vinos de Madrid um die
Hauptstadt Madrid. Die Levante ist an der Ostküste südlich
von Katalonien, Andalusien befindet sich
ganz im Süden des Landes. Die Inselgruppe der Balearen liegt im Mittelmeer, die
Kanarischen Inseln im Atlantik.