Umgangssprachliche Bezeichnung (auch Zweitetikett) für eine preislich deutlich günstigere und einfachere Linie eines Weingutes, die unter anderem Namen als der Grand Vin (Erstwein oder Premiumwein) vermarktet wird. Die besten Weine aus den besten Lagen werden für den Hauptwein verwendet. Die Philosophie, was genau für den Zweitwein verwendet wird, bzw. die diesbezüglichen Kriterien sind je Châteaux recht unterschiedlich und können sich auch bei jedem Jahrgang ändern. Das sind zum Beispiel Trauben von Weingärten mit jüngeren Rebstöcken (zehn bis 15 Jahre), Trauben aus minderen Lagen gegenüber den Erstlagen, Chargen der Vorlese, Weine aus dem zweiten Pressvorgang und Weine aus schlechteren Fassproben. In schlechten Jahrgängen kann es auch vorkommen, dass komplett auf die Produktion eines Erstweines verzichtet wird. Speziell in sehr guten Jahren bietet der Zweitwein oft ein wesentlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, die Grands Vins kosten zumindest das Doppelte. Ursprünglich war es nicht zulässig, für den Zweitwein oder Drittwein die Zusatz-Bezeichnungen Château oder Domaine zu verwenden; dies ist jedoch schon seit dem Januar 1993 erlaubt.
Die Qualität der Zweitweine ist recht unterschiedlich, bei einzelnen Häusern erreicht er Spitzenklasse, andere wiederum können sehr einfach sein. In der Regel besitzen die Zweitweine weniger Aromen, Alkoholgehalt und Tannine als die Hauptweine. Sie sind zumeist fruchtiger, weicher in der Struktur und auch früher genussreif. Die Handschrift eines Hauses kommt aber auch im Zweitwein sehr oft voll zur Geltung und bei den Spitzen-Châteaux kann man auch beste Qualitäten erwarten. Nicht wenige Weingüter streben eine gewisse Typizität (Marken-Wiedererkennung) an. Dies hat dann mitunter zur Folge, dass sogar überzählige Partien sehr guten Weines letztlich nicht vollständig in den Grand Vin eingehen, weil sich in sehr guten Jahren der Wein dann zu sehr von den anderen Jahren abheben würde. Das bedeutet, dass auch beste Qualitäten in einen Zweitwein einfließen können. Für die Zweitweine gilt jedoch nicht, ungeachtet auch höchster Qualität, der bei der Bordeaux-Klassifizierung 1855 vergebene Rang - deshalb haben sie auch einen anderen Namen.
Quelle „wein-plus.de“