Rioja

DOCa Rioja, 62.000 ha

Allgemeines
Neben dem Sherry ist der Rioja der bekannteste spanische Wein. In der Region Rioja arbeiten fast 20.000 Winzer. 30 Winzergenossenschaften verarbeiten 45 % der Erntemenge, 80 % der produzierten Weine sind Rotwein.
Rioja gehört zu den bedeutendsten Weinbauregionen in Europa. Neben dem Priorat (Katalonien) ist es die einzige DOCa Region Spaniens.

Geschichte
Die Region Rioja besitzt eine sehr alte Weinbau-Geschichte. Es sind zahlreiche in Stein gehauene Gärbecken erhalten, die einen Weinbau bereits in der Antike bezeugen. Die Bemühungen um Ursprungs-Bezeichnung und auserlesene Qualität haben eine sehr lange Tradition. Schon um das Jahr 1560 beschlossen die Winzer ein einheitliches Brandzeichen für ihre Fässer, um die Identität der Weine aus diesem Gebiet zu garantieren. Der Bürgermeister von Logroño verbot im Jahre 1635 sogar den Verkehr von Fuhrwerken durch Straßen, an denen sich Weinkeller befanden. Dies erfolgte aus der Sorge, dass durch Fahrzeuge hervorgerufene Erschütterungen den Traubenmost verderben und somit den Reifeprozess der Weine beeinträchtigen könnten. Der erste schriftliche Hinweis auf eine Qualitätskontrolle und Weingarantie stammt aus dem Jahr 1650.
Die Produktion von Rioja des heutigen Typs begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als französische Weinhändler in das Gebiet einwanderten und die damals in Bordeaux üblichen Verfahren mitbrachten, vor allem das Abbeeren der Trauben und das Altern der Weine in Eichenfässern mit 225 lt. Inhalt (Barriques).

Lage
Rioja befindet sich in Nordspanien in den Autonomieregionen La Rioja, Baskenland und Navarra. Es besteht aus den drei Teilgebieten Rioja Alta (im nordwestlichen Gebiet des Ebrobeckens), Rioja Baja (im südöstlichen Gebiet des Ebrobeckens) und Rioja Alavesa im Baskenland mit eigener Sprache und eigener Polizei.
Die Weinberge erstrecken sich etwa 120 km weit zu beiden Seiten des Ebro sowie an den Hängen der angrenzenden Hügel in 300 m bis fast 800 m Höhe.

Klima und Böden
Das Klima ist gemäßigt mit milden, feuchten Frühlingen, kurzen, heißen Sommern, langen, warmen Herbsten und ein wenig Schnee und Frost im Winter. Rioja hat eine für spanische Verhältnisse beneidenswerte Lage. Es ist von der Sierra de Cantabria im Norden und Westen gegen die regenschweren Atlantik-Winde abgeschirmt, die ihre Feuchtigkeit über der unmittelbar nördlich davon gelegenen baskischen Küste abladen. Ohne diese Wand würde der Wind so sehr hindurchfegen, dass Reben hier nicht überleben könnten.
Klimatische Extreme, wie man sie in Zentral- oder Südspanien findet, entstehen selten. In Rioja Baja herrscht eher mediterranes Klima, im Sommer ist hier oft Dürre ein Problem.
Im Boden dominieren weißer Kalk und rotgrauer Lehm. Auf den kühleren Hängen im Nordwesten besteht der Boden überwiegend aus Ton über Kalkstein (Rioja Alta und Rioja Alavesa), flussabwärts nach Osten wird es allmählich wärmer mit weniger Niederschlag, wo das Tal breiter wird kommt mehr fruchtbarer Schwemmlandboden vor.

Weinbau
Einzellagen sind eher selten, haben aber im Laufe der 90er Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bekannte Lagenweine sind beispielsweise Finca Valpiedra aus dem Hause Martínez Bujanda oder die „Paisajes“-Reihe, die von Miguel Angel de Gregorio, einem der großen Weinmacher des Rioja, aus kleinen Parzellen mit besonderem Charakter vinifiziert werden.
Die einzelnen Weinberge sind meist klein, zwischen den Reben wachsen andere Feldfrüchte. Früher hat man die Reben in niedrigen Büschen erzogen, finden jetzt meist Drahtrahmen Verwendung.

Rebsorten und Weinstile
Die klassischen Riojas sind entweder reinsortige Tempranillo-Weine oder Verschnitte mit einem Tempranillo-Anteil von weit über 50 % und kleineren Anteilen von Garnacha, Mazuelo und Graciano. Einige wenige Erzeuger vinifizieren auch sortenreine Weine aus Garnacha, Mazuelo (bei der es sich um die Sorte Carignan handelt) und Graciano, wobei insbesondere die Letzteren als besondere Spezialität gelten.
Abgesehen von der vorwiegenden Verwendung der Rebsorte Tempranillo orientieren sich die Winzer der Rioja am Vorbild des Anbaugebietes Bordeaux. Die Erzeuger lassen einen hohen Anteil des produzierten Rotweins in Barriques reifen. Ein guter Rotwein aus der Rioja ist trocken, von dunkelroter Farbe, weist den charakteristischen Tempranillo-Geschmack auf und ist leicht trinkbar.
In Jahrgängen mit besonders guter Weinqualität verwenden viele Rioja-Winzer einen Teil der besseren Trauben, um einen limitierten Wein neben ihrer herkömmlichen Produktion anzusetzen. Ein solcher Wein wird als vino de autor (span. für „Autorenwein“) bezeichnet. Es sind vor allem kleinere, erste in den letzten Jahren gegründete Betriebe, die sich in der Hauptsache in der Rioja Alavesa befinden und diesem internationalen Trend der sogenannten Garagenweine folgen. Aus alten Terrassenlagen werden auf wenigen Hektar sehr individuelle Weine hergestellt und zum Teil zu sehr hohen Preisen vermarktet. Nach der Weingärung in Edelstahl-, Holz- oder Betontanks wird der höherwertige Rotwein, der nicht als Jungwein (span. vino joven oder vino de año) direkt auf den Markt gebracht wird, in Fässern aus amerikanischer oder französischer Eiche und später in Flaschen in der Bodega gereift. Die Reifung wird je nach Weinqualität vorgenommen. Abhängig von der Lagerdauer heißen diese Weine auf Spanisch Crianza, Reserva oder Gran Reserva. Die Farbe und der Text des Etiketts des Consejo Regulador auf der Flaschenrückseite geben den Reifegrad vieler Rioja-Weine an.

Joven (Jungwein)
Der junge Rioja (in weiß, rot und rosé) trägt nur die Bezeichnung „Garantia de Origen” und kommt schon wenige Monate nach der Lese auf den Markt. Er kann aber auch kurz im Eichenfass gereift bzw. ausgebaut sein. Er ist jung zu genießen.

Crianza
Das Prädikat Crianza (von span. criar, deutsch „reifen, großziehen“ bzw. „Ausbau“) ist Weinen vorbehalten, die zwei Jahre und davon mindestens ein Jahr im Eichenfass gereift sind.

Reserva
Eine Reserva (span. für „Reserve“) ist ein Wein, der insgesamt mindestens drei Jahre reift, davon mindestens ein Jahr im Eichenfass.

Gran Reserva
Ein Wein kann als Gran Reserva (span. für „Große Reserve, wichtige Reserve“) bezeichnet werden, wenn er mindestens zwei Jahre im Eichenfass und anschließend drei Jahre in der Flasche reift. In den Handel kommen Gran Reservas jedoch meist weitaus älter.

Rote Rebsorten:

Weiße Rebsorten:

Viura (Macabeo, für weißen Rioja)
Malvasia
Garnacha blanca

Bodegas
Die Bodega ist als Weinkellerei in erster Linie die Weinproduktionsstätte, wo die Vergärung und Flaschenabfüllung stattfindet. Zusätzlich ist sie der Ort, an dem der Winzer die Weinreife durchführt. Ungefähr 250 Bodegas in der Rioja führen eine Weinreife durch und verwenden dafür über 900.000 Eichenfässer. Die unterirdischen Lager ermöglichen eine Reife bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Außerdem kristallisiert sich immer mehr die touristische Komponente der Weinkellereien heraus, die neben qualifizierten Besichtigungen Rioja-typische Mahlzeiten mit Weinverkostung für Gruppen anbieten, was insbesondere von den benachbarten spanischen Provinzen genutzt wird. Neben kulinarischen Anreizen sind die Weinkellereien der Rioja sehr um ihre Präsentation bemüht. Die meisten Bodega-Gebäude folgen dem klassischen Rioja-Stil und verfügen über beeindruckende Gartenanlagen. Neuere Bodega-Gebäude einiger bekannter Firmen wurden von anerkannten Architekten wie Frank Gehry (Marqués de Riscal) in Elciego) oder Santiago Calatrava (Ysios in Laguardia) geplant. Viele Bodegas besitzen in unmittelbarer Nähe der Produktionsstätten eigene Hotels.