Argentinien
Anbaufläche: 200.000 ha
Jahresproduktion (ø): 13,6 Mio. hl
Der Weinbau in Argentinien
Schon seit einigen Jahrzehnten gehört Argentinien zu den
bedeutendsten Weinbauländern der Erde und nimmt aktuell (Stand 2004) den fünften
Rang hinter Frankreich, Italien, Spanien und den USA ein. Die argentinische Weinproduktion liegt damit innerhalb der
südamerikanischen Rangliste noch vor dem in Europa bekannteren Weinbauland
Chile auf Platz eins.
Bis vor 20 Jahren wurden praktisch nur einfache Massenweine
für den lokalen Markt produziert. Seit Anfang der 1990er Jahre überzeugen auch
Qualitätsweine auf dem Exportmarkt.
Die Anbaugebiete für Wein liegen im Westen Argentiniens
zwischen dem Cafayate-Tal im tropischen Norden und Patagonien im Süden und erstrecken
sich vom 25. bis zum 40. Breitengrad der südlichen Halbkugel. Sie liegen in
einer Höhe von 600–1700 Metern (und mit fast 2500 Metern teilweise deutlich
darüber).
Die Tageshitze wird durch die Höhe und die Nähe zu den Anden
gemildert. Durch die klare Gliederung der Jahreszeiten ist eine Winterruhe der
Reben gewährleistet.
Das trockene Klima erfordert eine Bewässerung der
Rebflächen. Das Schmelzwasser der Anden wurde durch Kanäle in die Weinberge
geleitet und sie wurden geflutet. Dieses Verfahren war einer der Faktoren, die
zur Überproduktion in den 1970er Jahren führte. Qualitätsorientierte Betriebe
stellten das System auf eine dosierte Tröpfchenbewässerung um. Daneben
existiert noch das System der Furchenbewässerung; das Wasser wird in Furchen zwischen
den Rebzeilen eingeleitet.
Die Reblaus hat wenig Schaden angerichtet, einerseits wegen
der hier lebenden wenig aggressiven Form, andererseits weil der Boden in den
Weinbergen relativ viel Sand enthält und sich die Reblaus darauf nicht
besonders wohl fühlt. Fast alle Reben sind ungepfropft und wachsen auf eigenen
Wurzelstöcken.
Geschichte
Der Weinbau begann in Argentinien ähnlich wie in Chile nach
der Besiedlung des Landes durch die spanischen Eroberer Mitte des 16.
Jahrhunderts. Hier kamen die Conquistadores allerdings gleich von zwei Seiten,
über die Anden und aus dem Osten, vom Atlantik.
Die ersten Weintrauben kamen über den Atlantik nach
Argentinien, ihre Anpflanzung an der Atlantikküste wurde jedoch ein kompletter
Misserfolg. Nach mehreren weiteren gescheiterten Versuchen, die Rebe von
Peru aus einzuführen, gelang es schließlich, Rebstöcke aus Chile, wo sich schon
ein gewisser Weinbau etabliert hatte, über die Anden zu bringen.
Wie in anderen Gegenden Amerikas auch, waren es vor allem
katholische Mönche, die mit dem Weinbau begannen und bald Messweine für ihre
liturgischen erzeugten.
Lange Zeit blieb der Weinbau auf die nur sehr dünn
besiedelten Gegenden um Mendoza beschränkt. Die meisten Weine waren nicht stabil genug, um die lange
Reise zu den Metropolen im Osten zu überstehen.
Mit der stärkeren Besiedlung des Landes ab der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts brachten italienische, spanische und deutsche
Einwanderer viele europäische Rebpflanzen nach Argentinien – und mit ihnen auch
die Reblaus. Doch diese konnte zum Glück bis heute nur recht wenig Schaden
anrichten.
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wurden die Weinbaugebiete von
Mendoza mit der Hauptstadt Buenos Aires durch die Eisenbahnlinien verbunden,
dadurch bekam der Wein einen schnelleren Zugangsweg zu dem Bevölkerungszentrum
des Landes, was zu einem Boom der Weinwirtschaft führte.
Bis in die 1920er Jahre gehörte Argentinien zu den
wohlhabendsten Staaten der Erde, und dem entsprechend gut ging des dem Weinbau.
Doch seitdem befindet sich der zweitgrößte Staat Südamerikas in einer
fortwährenden Rezession, die in ihrer Folge die Sozialstruktur des Landes und
letztlich auch den Weinbau tiefgreifend verändert hat.
Das argentinische Weingesetz
Im Jahr 1959 wurde das Instituto Nacional de Vitivinicultura
(kurz INV) gegründet. Die wichtigsten Aufgaben des INV sind die Festlegung der
Richtlinien eines Qualitätsweinbaus sowie die Kontrolle der Einhaltung.
In einer ersten Phase der Gesetzgebung wurden die Weine in
drei Kategorien eingeteilt. Die Skala ging dabei von den einfachen, für den
Verschnitt bestimmten Viños de Corte über die meist leichten Viños Communes,
die ohne Angaben von Jahrgang und Herkunft für den täglichen Gebrauch gedacht
sind, bis zu den Viños Finos. Die letztgenannte Kategorie unterliegt genauen
Vorschriften in Bezug auf Jahrgangsnachweis, Herkunft, Rebsorte und
Flaschenreife. Die Weine werden in zwei Stufen unterteilt. Zur Stufe „A“ zählen
die meisten Weiß- und Rosé-Weine mit zumindest einem Jahr Flaschenreife. Zur
Stufe „B“ gehören die qualitativ besten Weine, vor allem sind dies Rotweine.
Das aktuelle System basiert auf der Herkunftsbezeichnung und
teilt sich auf die Indicaciones de Procedencia (IP) (zur Zeit praktisch
deckungsgleich mit der jeweiligen Provinz), die Indicaciones Geográficas (IG)
(die IG orientieren sich zur Zeit fast ausschließlich an den Departamentos
einer Provinz) und die qualitativ hochstehende Denominación de Origen
Controlada.
Denominación de Origen Controlada (DOC) ist eine
Herkunftsbezeichnung für Wein, ähnlich dem Appellation d’Origine Contrôlée
(AOC) oder Districtus Austriae Controllatus (DAC). Das Kriterium beinhaltet
auch eine Obergrenze des Ertrages. Diese gesetzlich geregelte und kontrollierte
Ursprungsbezeichnung wurde mit dem Ziel eingeführt, eine nachhaltige
Qualitätsverbesserung der produzierten Weine zu erreichen. Die gesetzliche
Regelung umfasst neben dem zulässigen Ertrag pro Hektar unter anderem auch die
zugelassenen eng umschriebenen Anbaugebiete, sowie die zulässigen Rebsorten.
Als erste DOC wurde Luján de Cuyo in Mendoza mit dem
Jahrgang 1992/1993 klassifiziert. Es folgten bisher Maipú, Río Negro, San
Rafael und Valle de Calchaqui.
Voraussetzung für die Erteilung des DOC-Zertifikates ist die Einhaltung gewisser Kontrollbestimmungen:
-
Die Herstellung muss durchgängig auf traditionelle Weise erfolgen.
-
Die Trauben müssen aus einem bestimmten geographischen Raum stammen und der Wein muss in dieser Region hergestellt werden und zumindest teilweise gereift sein.
-
Die Eigenschaften des Erzeugnisses müssen annähernd gleich bleibend sein und klar definierten Qualitätsstandards entsprechen.
-
Die Herstellung wird durch eine Kontrollkommission streng überwacht und reguliert.
Rebsorten für argentinische
Weine
Bis zum Beginn der 1990er Jahre entfiel mehr als die Hälfte
der Gesamtproduktion auf die sehr ertragreichen Sorten Criolla grande, Criolla
Chica und Cereza, die alle in die Argentinien eigene Kategorie der hellroten
Sorten fallen. Seither wird der Anteil von Qualitätssorten gefördert, so dass
deren Anteil in den letzten 15 Jahren von fast 26 % auf über 52 % anstieg. Die
Tendenz spricht weiterhin für einen Umbau des argentinischen Rebsortenspiegels
zugunsten der Qualität.
Die Ertragssorten werden in der Regel auf tiefgründigen,
fruchtbaren Böden auf ebenen Feldern angebaut. Bessere Sorten zeigen ihr
Potential meist nur auf den kargen Böden der Anden-Ausläufer.
Aufgrund der diversen Einwanderungswellen sind die
angebauten Rebsorten vielfältiger Herkunft. Die Reben kamen dabei nicht immer
mit dem korrekten Namen ins Land, da es zuweilen zu Verwechslungen kam.
Prominentes Beispiel ist der argentinische Sauvignon Blanc, bei dem es sich aber in aller Regel um den (Tocai) Friulano handelte.
Außerdem brachten viele Einwanderer die Reben unter Synonymnamen mit, so dass
in Argentinien eine nahezu babylonische Vielzahl an Rebbezeichnungen existierte
und eine ebenso große Vielfalt suggerierte. Eine Besonderheit des argentinischen Weinbaus ist, dass
viele Reben überdurchschnittlich alt sind.
Pedro Giménez ist die meistangebaute
weiße Rebsorte, sie ist nicht mit der spanischen Sherry-Sorte Pedro Ximenez verwandt. Die Sorte liefert alkoholstarken,
körperreichen Wein für Verschnittzwecke und Mostkonzentrat.
Torrontés Riojano ist die zweitmeist
angebaute weiße Sorte. Sie bringt relativ leichte Weine mit einem kräftigen
Muskateller-Aroma hervor. Sortenreine Weine zeigen oft eindeutige
Bordeaux-Charakteristika, allerdings eher im Geschmack als in der Struktur.
Moscatel de Alejandría belegt
etwa 5.000 Hektar.
Chardonnay
hat sich von den klassischen weißen Rebsorten als die anpassungsfähigste
erwiesen. Die Chardonnay-Traube wird häufig bei der Schaumweinproduktion
verwendet. Die besseren stillen Weine zeigen, dass in Zukunft auch mit
hervorragenden Chardonnay-Weinen zu rechnen ist.
Chenin Blanc
heißt hier Pinot de la Loire, die Sorte wird häufig für Schaumweine oder in
Verschnitten eingesetzt. Außerdem werden Pinot Gris (Grauburgunder),
Viognier, Riesling und Semillon angebaut.
Der seit 1990 andauernde Anstieg des Anteils roter Rebsorten
kommt in erster Linie den klassischen Rebsorten aus Europa zugute. Insbesondere die Sorten Bonarda, Cabernet
Sauvignon, Malbec, Merlot, Pinot Noir
und Syrah werden bei Neuanlagen
bevorzugt eingesetzt.
Mit Malbec verfügt Argentinien
über eine Rebsorte, die sich auf dem Weltmarkt hervorragend vermarkten lässt.
Die Sorte hat im oberen Mendoza ihre wahre Heimat gefunden. Dort bringt sie
dunklen, fruchtigen, robusten Rotwein hervor, der über so viel Struktur und
Alkohol verfügt, dass er sich für den Ausbau im Eichenfass eignet.
Bonarda kam vermutlich mit
Einwanderern aus Italien ins Land.
Cabernet
Sauvignon fehlt es in Argentinien häufig an Frucht, Struktur und
Finesse.
Tempranillo
hat auch größere Bedeutung.
Hellrote Sorten sind eine Besonderheit
des argentinischen Weinbaus. Ihre Schalen sind bei Vollreife weder weiß noch
tief rot. In Europa werden die Sorten daher dem Endprodukt zugeordnet Trotz der Qualitätsoffensive im argentinischen Weinbau
nehmen die rosa Sorten immer noch fast 30 % der gesamten Fläche ein. Wichtigste Rebsorten sind dabei Criolla Grande, Criolla
Chica und Cereza. Diese Sorten sind überaus ertragreich: einzelne Trauben
erreichen ein Gewicht von bis zu 4 kg. Alle Sorten erbringen in der Regel einen oft recht süßen,
dunklen Weißwein, manchmal auch Rosé, bei dem niedrige Entstehungskosten
vorrangig sind.
Rote Sorten:
Weiße Sorten:
- Chardonnay
- Chenin Blanc
- Moscatel de Alejandría
- Pedro Giménez
- Pinot Gris (Grauburgunder)
- Riesling
- Semillon
- Torrontés
- Viognier
Die Weinbauregionen Argentiniens
Argentinien ist politisch in Großregionen eingeteilt. Die
Weinbauregionen sind in der Regel den Namen der Provinzen zugeteilt. Innerhalb
der weitläufigen Weinbauregionen sind einzelne Weinbaugebiete definiert, die
dem System einer bestimmten Herkunftsbezeichnung einer DOC oder IG zugeordnet
sind.
Etwa 70 % des argentinischen Weines werden in Mendoza
erzeugt, etwa 20 % in der Provinz San Juan nördlich von Mendoza. Weitere wichtige Regionen sind La Rioja (Famatina-Tal),
Salta/Catamarca und Rio Negro.